Neue Workshop-Termine zum Vormerken … und Anmelden!

Liebe Schreiblustige und -wütige,

die nächsten Workshop-TERMINE stehen. Auch schon für das 1. Halbjahr 2015 …

Wie immer sind es jeweils 3 Termine à 3 Stunden (für 90,- € ). Wie immer finden sie im Textbüro statt (Adolfstr. 54 in Mülheim). Und wie immer gibt es Vormittagskurse für alle, die nicht gern abends unterwegs sind, und Abendkurse  für alle, die tagsüber arbeiten müssen.

Noch liegen nicht alle Themenschwerpunkte fest. Einer der ersten Kurse wird sich aber mit dem Thema „Kindheit“ beschäftigen …

Die Vormittagskurse (immer dienstags, 10 – 13 Uhr):

> 16., 23. und 30. September (Kurs Nr. 1)
> 4., 11. und 18. November (Nr. 2)
> 3., 10. und 17. Februar 2015 (Nr. 3)
> 3., 10. und 17. März (Nr. 4)
> 2., 9. und 23. Juni (Nr. 5)

Die Abendkurse (immer montags 18 – 21 Uhr):

> 15., 22. und 29. September (Nr. 6)
> 3., 10. und 17. November (Nr. 7)
> 2., 9. und 16. Februar 2015 (Nr. 8)
> 2., 9. und 16. März (Nr. 9)
> 1., 8. und 22. Juni (Nr. 10)

Über frühe Rückmeldungen freue ich mich. Dann können auch inhaltliche und Terminwünsche noch aufeinander abgestimmt werden.

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Die Workshop-Teilnehmerin Gudrun Heyder …

… hat ebenfalls einen Text für den GYF-Wettbewerb geschrieben:

Mein Lieblingsort im Ruhrgebiet ist das Aalto-Theater.

Als das Essener Opernhaus 1988 eröffnet wurde, habe ich dort als Logenschließerin gearbeitet, das heißt: im maßgeschneiderten schwarzen Kostüm Eintrittskarten kontrolliert, Besuchern den Weg zu ihrem Platz gewiesen, die mit chinesischem Rosshaar gepolsterten Türen leise geschlossen. Zugleich habe ich damals meine Magisterarbeit in Kunstgeschichte über die Architektur dieses Opernhauses geschrieben. Ein Jahr lang habe ich mich in die Details dieses einzigartigen Bauwerks und seiner Entstehung vertieft, in dem guten Gefühl, Pionierarbeit zu leisten.
Tagsüber saß ich am Schreibtisch, über Fachlektüre und meine Schreibmaschine gebeugt. (Computer gab es erst später.) Fünf Mal in der Woche fuhr ich am frühen Abend zum Opernhaus und betrat es durch den Bühneneingang auf der schmucklosen Rückseite. Vor jeder Vorstellung legten meine Kolleginnen und ich endlos lange weiße Tücher zusammen. Sie bedeckten die Sessel im Zuschauerraum, die Aalto wie die gesamte Innenausstattung selbst entworfen hatte. Waren die letzten Besucher nach dem Schlussapplaus außer Sichtweite, deckten wir die Sessel sorgfältig wieder ab.
Alvar Aaltos Anspruch an seine Bauwerke lautete „Humanität“: „Wirklich funktionelle Architektur muss vornehmlich vom menschlichen Standpunkt aus funktionell sein. Architektur ist keine Dekoration, sie ist eine tief biologische, wenn nicht vielleicht noch mehr eine moralische Angelegenheit.“ Beim Ideenwettbewerb wurde Aaltos Entwurf 1959 mit dem ersten Preis ausgezeichnet, 1963 legte der berühmte finnische Architekt baureife Pläne vor. 1976 starb er, die Planung ruhte. 1983 begann die Bauausführung, dem Düsseldorfer Architekten Harald Deilmann anvertraut. Alvar Aaltos Frau Elissa, ebenfalls Architektin, beriet ihn künstlerisch.
Tagsüber Aalto-Theater in der Theorie, abends in der Praxis: Diese Kombination fand ich toll. Ich schrieb zum Beispiel über die asymmetrische Form des Zuschauerraums und beobachtete abends, wie er sich mit erwartungsfreudigen Menschen füllte, ich lauschte der vollendeten Akustik, wenn ich mich ausnahmsweise einen Akt lang auf einen leeren Randplatz setzen konnte.
„Der Zuschauerraum ist ein asymmetrisches Amphitheater mit einer gewellten Hinterwand und logenartigen Balkonen (…) von tiefblauer Indigofarbe. Das Schwingen und Komponieren habe ich auch im Inneren fortsetzen wollen.“ Alvar Aalto
Ich schrieb über die Treppen: den breiten Aufgang von der Garderobenhalle im Souterrain zum Foyer, der den Gästen Gelegenheit bietet, sich zu zeigen. Und über die schmale, scheinbar im Raum schwebende  Treppe vom Foyer zum ersten und zweiten Balkon, auf der sich öfters Staus bilden.
„(..) ein stufenartiges Panorama mit breiten Paradetreppen. Der Verfasser glaubt, daß man damit für das gesellschaftliche Leben und die Festlichkeit die richtige Theaterstimmung auch außerhalb des Zuschauerraums erhält. Das treppenförmige Bild findet seine Fortsetzung in den Treppen zu den Balkonen.“ Alvar Aalto
Der Job nahm viel Zeit in Anspruch. Ausgehen war gestrichen, denn ich war im Einsatz, wenn andere Menschen in der Oper saßen. Das nahm ich gerne in Kauf, denn die Arbeit wurde gut bezahlt und während der Vorstellungen konnten die Studierenden lernen und die älteren Kolleginnen unterhielten sich. Trotz der großen Altersunterschiede verstanden wir Logenschließer und Garderobieren uns prächtig. Wenn Besucher sich über ihren Platz, ihre Sitznachbarn oder die Inszenierung beschwerten, verhielten wir uns äußerst zuvorkommend. Aber die meisten waren freundlich und vom neuen Opernhaus begeistert.
Dramen gab es auch außerhalb der Bühne: Ein Paar aus dem Kollegenkreis trennte sich in diesem Eröffnungsjahr und alle litten mit, ein neues Paar bildete sich. Ein alter Herr starb während der Vorstellung im Foyer an einem Herzinfarkt, obwohl der Rettungsdienst schnell zur Stelle war. Die anderen Besucher bekamen nichts davon mit. Wir waren schockiert, sagten uns aber: Vielleicht ist es eine gute Art, sein Leben zu beenden, wenn man alt ist – mitten in einer Opernaufführung.
Eine besonders tolle Schicht war die Silvesternacht. Wir erlebten elegant gewandete Gäste, die Musik, Smalltalk und Champagner genossen, stießen um Mitternacht mit unserem eigenen Sekt an und scheffelten – nach Studentenmaßstäben – Geld, denn es gab für die Nachtarbeit satte Zuschläge. Am beliebtesten waren die kurzen Schichten mit Ballett, am ermüdendsten die fast achtstündigen Dienste mit Wagners „Meistersingern“. Unsere Chefin schaffte es mit ihrem ausgeklügelten Dienstplan, unsere Einsätze gerecht zu verteilen. Mit diesem angenehmen Job im schönsten Kulturgebäude der Stadt verdiente ich meinen Lebensunterhalt, bis ich als Journalistin in die WAZ-Redaktion einstieg. Dann blieb keine Zeit mehr, um Logen zu schließen.
Als ich 1988 meine Magisterarbeit verfasste, war das Essener Prestigeprojekt Aalto Theater in Bevölkerung und Politik umstritten: zu teuer und  wegen der Theater- und Operndichte im Ruhrgebiet überflüssig, hieß es vielfach. 25 Jahre später zählt Essens Opernhaus zu den wichtigsten Häusern  in Deutschland – wegen der Qualität seiner Architektur und seiner mit Preisen bedachten Inszenierungen.
Seit einem Vierteljahrhundert genieße ich das Aalto Theater als Besucherin. Zu den Erlebnissen mit „meinem“ Opernhaus zählt auch, dass ich dem Gründungsintendanten Manfred Schnabel half, eine Jubiläumsausstellung über dieses wichtige Spätwerk Alvar Aaltos zusammen zu stellen. Im Stadtgarten, an dessen Rand das Opernhaus steht, bin ich als Rüttenscheider Kleinkind spazieren gegangen und habe die Enten im Teich gefüttert. Dass dort später ein kulturelles Glanzlicht der Stadt entstehen würde, neben dem Saalbau, konnte ich nicht ahnen. Ich fand den Park schön, so wie er war, mit seinen großen Bäumen und Blumen.
„Das große Parkgelände des Stadtgartens und die weitgehende Freizügigkeit, die sich dem Architekten hier boten, haben geradezu stimulierend auf meine Idee gewirkt. In einem Park kann man nichts Hartes, Abruptes hinstellen, sondern nur etwas Fließendes, Organisches. (…) Zum Wesen des Theaters gehört das Medium der Phantasien; sie führte mich zu asymmetrischen Formen.“ Alvar Aalto

 

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Im Schreib-Workshop begonnen …

… und nun beim GYF-Wettbewerb* eingereicht.
Ein Text von Doris Krüger:

Der Ringlokschuppen in Mülheim an der Ruhr.

Der Sonnenuntergang ist prächtig. Ich sitze auf einer Mauer und schaue auf das Halbrund des alten Backsteingebäudes. Vor den riesigen Fensterfronten, die in Stahlfachwerk eingefasst sind, untermalen kleinstämmige Platanen mit ihrem zurecht gestutzten Blätterdach Fassade und Form. Wie praktisch, dass sie nicht nur wie von Designerhand gestaltet aussehen, sondern auch im Biergarten Schatten spenden.

Es ist Sommer, Ruhrsommer. Der Himmel verfärbt sich langsam in ein sanftes Rot, während noch einige Schäfchenwolken weiß bleiben wollen und langsam daher ziehen. Ich atme tief ein. Welch friedvolle Abendstimmung. Wieder ein Tag, an dem es sich lohnt zu leben.

Auf den breiten Treppenstufen, die mit Rasen bedeckt sind und im Halbkreis langsam abfallend fast bis zur Bühne reichen, sitzen schätzungsweise 800 Menschen. Und ich mittendrin! Wow!
Auf der sogenannten Drehscheibe spielt eine Band. In früheren Zeiten wurden hier die Lokomotiven gedreht, um im Ringlokschuppen gewartet oder repariert zu werden. ‚Altes und Neues eng vereint‘, denke ich, während ich mich den Rhythmen hingebe und auf den dahinterliegenden dicht bewachsenen MüGa–Park blicke.
Ein Pärchen liegt eng umschlungen auf der Wiese und lauscht aus der Ferne. Ein paar türkische Kinder spielen Fußball. Ihre Mütter sitzen auf der Parkbank und essen Sonnenblumenkerne.
Weltmusik ist angesagt. Europäische Klänge verbinden sich mit orientalischen. Die Stimmung ist großartig. Ausgelassen tanzen Erwachsene, Kinder und Jugendliche auf der Ebene vor der Bühne. Alt neben jung. Chic neben freakig. Eine Mischung, wie ich sie liebe.
Die „Odyssee der Kulturen“ ist mal wieder ein voller Erfolg. Jedes Jahr freue ich mich auf das Event und hoffe auf gutes Wetter. Meist ist der zuständige Gott gnädig. Auch heute konnte ich mein Fahrrad schnappen und von Saarn kommend entlang der Ruhrauen und des alten Steinbruchs den grünen Hinweg genießen.

800 Menschen eine anonyme Masse? Nein, weit gefehlt! Schließlich sind wir im Ruhrgebiet. Zwei Reihen vor mir entdecke ich Mechthild. Wir haben uns hier vor vielen Jahren in einem Kurs für afrikanisches Trommeln kennengelernt und seitdem so manche Lebenssituation miteinander geteilt. Sie winkt mir zu. In der Pause haben wir Zeit zu plauschen. Sie hat Freunde aus Essen und Bochum mitgebracht.
Auf dem Weg zum Bierstand heißt es „Hallo, Du auch hier? Schön, Dich zu sehen.“. Obwohl ich heute allein herkam, bleibe ich nicht allein.

Ein Ort, an dem sich Menschen treffen. Und wiedertreffen. An dem ich selbst mit der Trommelgruppe bereits auf der Bühne stand und an dem sich mittlerweile die Kulturgrößen der Republik die Klinke in die Hand geben. Seit ca. 20 Jahren begleitet er mein Leben. Ich habe Theater- und Tanzveranstaltungen gesehen, bei Lesungen die Ohren gespitzt, Funkhaus Europa Partys gefeiert und mit Freunden auf das Jahr 2000 angestoßen. Ich habe beim Open-Air-Kino mit Regenschirm ausgeharrt und im Biergarten meinen 49. Geburtstag gefeiert. Ich habe auf den MüGa-Wiesen Samba-Percussion gespielt und dabei Ärger mit den benachbarten Anwohnern bekommen. Nicht alles war super, aber es war immer … spannend. Und sehr lebendig.

Mittlerweile ist es kurz vor zehn. Der Himmel ist dunkler geworden. Es ist immer noch lauschig. Der Drummer legt gerade ein Solo hin. Es wird gejubelt. Alle applaudieren. Ich stelle mein Getränk zur Seite, um mit einzusteigen. Ein Applaus für die Band. Ein Applaus für diesen Ort, der Kultur, Natur und Begegnung miteinander verbindet. Und der immer wieder die Schatzkiste meines Lebens bereichert.

Und ein großer Applaus für diesen perfekten Abend.

————

* Die GYF (Global Young Faculty, das interdisziplinäre Kulturwissenschaftliche Institut der Universitäten Bochum, Dortmund und Essen/Duisburg) hat gemeinsam mit der Stiftung Mercator einen Fototwettbewerb ausgelobt, der identitätsstiftende Orte im Ruhrgebiet sucht. Dabei geht es nicht so sehr um die Qualität des eingereichten Fotos, sondern um die Bedeutung, die ein bestimmter Ort für die Wettbewerbsteilnehmer hat. Ein maximal zwei Seiten langer Text, der davon erzählt, soll mit eingereicht werden.

Viel Erfolg, liebe Doris!

 

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Neues von der Krimiautorin Monika Scherbarth

„Felchenfraß“

Auch den zweiten Krimi, an dem die Autorin Monika Scherbarth gerade arbeitet, hat sie in ihrer Heimatstadt Friedrichshafen angesiedelt. Schon der Titel klingt vielversprechend: Die Bodensee typischen Felchen sind schließlich keine Haifische oder Piranhas! Trotzdem hat Kriminalkommissarin Rose Gebhardt plötzlich keinen Appetit mehr auf Fisch …

Als Lektorin eine Schriftstellerin zu betreuen ist eine schöne Aufgabe. Gerade traf ich Moni Scherbarth in Friedrichshafen, wo sie in der Buchhandlung Gessler ihren offiziell ersten öffentlichen Auftritt hatte: als Überraschungsgast bei einem „Weiberabend“. Da sie sich das Vorlesen nicht zutraute (schon mal Lampenfieber gehabt?), gab ihre Schwester Margit Albert den Anfang von Moni Scherbarths erstem Krimi „Seehas mit Stich“ zum Besten. Und so durften die versammelten Damen mit großem Amüsement einer frisch aus Köln importierten Kommissarin zusehen, wie sie versucht, den Mord am Seehas, einer lokalen Symbolfigur, aufzuklären. Wobei sie nicht nur mit dialektalen Absonderlichkeiten zu kämpfen hat!

Wo der neue Titel erscheinen wird, ist demnächst hier zu lesen!

Und weil in Friedrichshafen das Böse niemals schläft, bleibt Rose Gebhardt auch in Zukunft beschäftigt.

 

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Schreib-Workshop verlängert / GYF-Wettbewerb

Die Teilnehmerinnen des Workshops „Wie beschreibe ich einen Menschen“ hatten NOCH NICHT GENUG und wollten den Kurs gern verlängern.

Da sich in absehbarer Zeit zwei Termine fanden, an denen alle können, war ich gern dazu bereit. Wir treffen uns also vorläufig  noch zwei weitere Male, danach werden wir weiter sehen … ;D

> 18. und 25. August 2014 – 18 bis 21 Uhr

WAS NOCH? Einige der Schreiberinnen nehmen mit einem im Workshop erarbeiteten Text an einem Wettbewerb teil. Der Vorschlag kam von mir, wenn auch eher zur Übung und spaßeshalber. Und schon war der Ehrgeiz geweckt!

Worum es geht:

Die GYF (Global Young Faculty, das interdisziplinäre Kulturwissenschaftliche Institut der Universitäten Bochum, Dortmund und Essen/Duisburg) hat gemeinsam mit der Stiftung Mercator einen Fototwettbewerb ausgelobt, der identitätsstiftende Orte im Ruhrgebiet sucht. Dabei geht es nicht so sehr um die Qualität des eingereichten Fotos, sondern um die Bedeutung, die ein bestimmter Ort für die Wettbewerbsteilnehmer hat. Ein maximal zwei Seiten langer Text, der davon erzählt, soll mit eingereicht werden.

Die Kursübung bestand nun darin, über die Beschreibung eines Ort, der für eine Person (nicht notwendigerweise man selbst) wichtig ist,  diese Person kenntlich zu machen, also eine indirekte Personenbeschreibung zu verfassen.
Der Zusammenhang mit dem Wettbewerb: Ein schön geschriebener Text, der die persönliche Bedeutung eines Ortes gut hervorhebt, erhöht sicherlich die Chance, von einer Jury ausgewählt zu werden! Die Gewinner werden von einem Profi-Fotografen am betreffenden Ort fotografiert; die Fotos (mit Text?) werden in einem Buch veröffentlicht.

Einsendeschluss ist der 31. Juli 2014
Der Link zum Wettbewerb: http://www.global-young-faculty.de/arbeitsgruppen/ruhrgebiet-identitaet-im-wandel/fotowettbewerb.html#c716

 

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aktueller Schreib-Workshop, Zwischenbericht

Es ist mal wieder  spannend! Die 6 Teilnehmerinnen im laufenden Kurs „Wie beschreibe ich einen Menschen“ sind sehr produktiv.

Hier ein Überblick über das, was uns zum Thema „Wie beschreibe ich einen Menschen?“ bisher beschäftigt hat:

17. Juni:

Anhand von aktuellen Projekten der Teilnehmerinnen (soweit vorhanden), die vorgelesen wurden, sprachen wir über die direkte Beschreibung (in Form einer ersten Begegnung), und über eine mögliche Form der indirekten Beschreibung über das, was eine Person tut.

Anschließend wurden in einer Schreib-Übung entweder die gewonnenen Erkenntnisse umgesetzt oder andere „Begegnungen“ geschildert. Dann sprachen wir wieder über die Ergebnisse.

Die direkte Beschreibung berichtet vom Aussehen einer Person sowie vom ersten Eindruck, den sie hinterlässt (Gestik, Mimik, Ausdruck, Stimme etc.). Die einfachste direkte Beschreibung ist ein Steckbrief.

Eine indirekte Beschreibung ist nicht nur eleganter als z.B. ein Steckbrief, sie erfasst auch andere Ebenen: den ganze Kosmos des Inneren einer Person, ihre Wirkung auf andere, ihre Vergangenheit, manchmal sogar eine Ahnung ihrer Zukunft …

Jede indirekte Beschreibung einer Person zielt auf ihr Inneres (Charakter, Fähigkeiten) und/oder auf ihren momentanen Zustand (Gefühle).

Indirekte Beschreibungen verwenden Bilder und Metaphern, Vergleiche und Andeutungen und spielen mit unseren Assoziationen.

Direkte und indirekte Beschreibung gehen oft auch ineinander über.

23. Juni:

Thema: Die indirekte Beschreibung einer Person über den Ort, an dem sie sich befindet.

Einige hatten die freiwillige Hausaufgabe gemacht, eine Person über einen Ort zu beschreiben. Erste Runde: Besprechung der Ergebnisse.

Die Art, wie eine Person auf einen Ort reagiert, ist wie ein Spiegel, in dem sich die Person, ihre Persönlichkeit und ihr momentaner Zustand abbildet.

Es kann ein Ort sein, an dem die zu beschreibende Person (die auch ein Ich sein kann) …
> sich wohl, zu Hause, geborgen, angekommen fühlt
> oder im Gegenteil: sich fremd, ausgeschlossen oder bedroht fühlt.

Oder ein Ort, an dem die Person
> sich verwandt fühlt (mit bestimmten Dingen, einer Landschaft, einer Ordnung o.ä.)
> sich auskennt
> zutiefst vertraut ist mit Geräuschen, Gerüchen, Menschen etc.

Oder ein Ort,
> der die Person auf Erinnerungen oder Verdrängtes stößt
> an dem sie von Erkenntnissen bedrängt wird

Eine objektive Darstellung einer Person oder eines Ortes gibt es nicht!
Die Realitätswahrnehmung hängt immer vom eigenen Empfinden ab. Wer ein „wahres“ Bild einer Person verfassen will, darf sich auf seine Gefühle verlassen. Denn „wahr“ kann in diesem Zusammenhang nur heißen, jemandem möglichst gerecht zu werden. Aber nur mit Empathie kann man sich in andere hineinversetzen. Jemand, der keine Empathie, also kein Mitgefühl hat, fühlt nur sich selbst: Sentimentalität ersetzt das Gefühl.

Aber vielleicht: so objektiv wie möglich? Das geht natürlich. Indem man z.B. sehr bewusst einzig und allein das beschreibt, was jemand tut oder nicht tut. Das heißt, man versucht, jeglichen „Gefühlseindruck“ und jegliche persönliche Wertung oder Einschätzung zu vermeiden. Das geht trotzdem nicht ohne eine Haltung zum Sachverhalt (auch wenn man die nicht äußert). Das Gefühl, das dann dahinter steckt, kann z.B. Respekt vor der Komplexität der Zusammenhänge sein; aber auch Verachtung, Empörung, Sarkasmus o.a. sind möglich.
Es ist dies also eine Form der indirekten Beschreibung, die versucht, eine Person möglichst nicht zu beurteilen, weil man das Urteil dem Leser oder der Leserin resp. den Fakten überlässt. Man könnte sie als objektivere oder nicht rein subjektive Darstellung bezeichnen.

Die nächste Übung:  Einen Ort beschreiben, mit dem man persönlich etwas Besonderes verbindet. (Stellt Euch vor, Ihr geht dorthin. Dann beschreibt das, was der Ort mit Euch macht.)

Möglichkeit: Es gibt einen Fotowettbewerb der GYF, der „Identität stiftende“ Orte im Ruhrgebiet sucht. Wer mitmachen will, muss nicht nur ein Foto von dem Ort, sondern auch einen max. 2 Seiten langen Text schreiben. > Man könnte also das Ergebnis der Übung (sofern man über passenden Ort schreiben will) spaßeshalber einsenden. Die Beschreibung müsste so stark sein, d.h. so persönlich (persönlich und privat ist nicht dasselbe …), dass die Jury den Ort sofort in die engere Wahl nimmt.

Alle haben Lust mitzumachen. Da der Einsendeschluss für den Wettbewerb schon am 30.6. ist, können die Kursteilnehmer mir noch vor dem nächsten Treffen (am 29.) ihre Texte zuschicken. So können sie noch ein kurzes Feedback einarbeiten.

 

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Start des nächsten Workshops am 17. Juni um 18:00

Zum Workshop „Wie beschreibe ich einen Menschen“ treffen wir uns an folgenden Terminen, jeweils 18 – 21:00 Uhr

– 17. Juni (Di.)
– 23. und 30. Juni (Mo.)

Wie immer im Textbüro …

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Lieber vormittags oder abends?

Für alle Fälle.

Der nächste Workshop – Thema „Wie beschreibe ich einen Menschen?“kann bei entsprechender Nachfrage

  • Montag Abend: 16., 23. und 30.6., 19:30 – 21-30 Uhr
    (wegen Pfingstmontag sind es nur 3 Termine / 90,- € )
  • oder Dienstag Vormittag: 10., 17., 24.6. und 1.7., 10:30 – 13:30 Uhr
  • und auch an beiden Tagen stattfinden.

Weitere Details siehe unter „Frühsommer-Workshop“  (blog/news) …

 

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Frühsommer-Workshop!

Wie immer in den Workshops geht es auch das nächste Mal um das, was Sie an eigenen Ideen und Projekten mitbringen. Ein Dreh- und Angelpunkt wird jedoch die Frage sein:

Wie beschreibe ich einen Menschen?

Das ist wichtig, ganz gleich ob eine wahre Geschichte erzählt wird oder eine fiktive,
ob eine Hauptperson geschildert wird oder eine Nebenfigur. Eine Geschichte ist gut, wenn man glaubt, was ein Menschen darin tut und warum er es tut. Dafür braucht es selten lange Erklärungen. Schon mit  wenigen Wörtern oder Sätzen lässt sich eine Figur zum Leben erwecken. Wie das geht? Gemeinsam probieren wir es aus.

Der Workshop findet im Textbüro statt und hat 4 Termine:
Dienstag, den 10., 17. und 24. Juni sowie 1. Juli 2014
von 10.30 – 13.30 Uhr
Bei Bedarf kann der Workshop auch verlegt werden auf den jeweiligen (Mo.) Abend davor!
Bitte bei Anmeldung Präferenz angeben. (!! Wegen Pfingsten: 3 Montagstermine / 90,- € )

Der Workshop kostet 120,- € .
Eine Ermäßigung ist u.U. möglich.
Teilnehmerzahl: 3 – 6 Personen

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„Fluchtstücke“ von Anne Michaels

Manchmal kaufe ich irgendwo gebraucht ein Taschenbuch. Der Titel klingt interessant, der Name sagt mir nichts. Zu Hause landet es auf einem Stapel. Eines Tages finde ich es wieder, auf der Suche nach etwas Handlichem als Reiselektüre zum Beispiel. Dann stecke ich es ein, fange im Zug an zu lesen, und …

„Fluchtstücke“ war ein Schock!
Wieso hatte ich noch nie davon gehört
???

„Fugitive Pieces“. Die ersten fünfzig Seiten habe ich es immer wieder abgesetzt und ungläubig angestarrt. Am Ende war mir klar: So etwas Eindrucksvolles und zugleich Poetisches zum Thema Erinnerung hatte ich noch nie gelesen.

Das Buch ist ein Roman. Doch offenbar schöpfte die Autorin aus realen Quellen. Tagebücher, Memoiren, Augenzeugenberichte, in Gärten vergraben, in Hohlräumen versteckt, irgendwann wiedergefunden und gesammelt worden … (Von wem?) Diese Zeugnisse hatten überlebt, wer sie geschrieben hatte, meistens nicht.

Jemanden, der solche Bruchstücke gesammelt haben könnte, macht Anne Michaels zur Hauptfigur ihres Romans. (Jakob Beer, einziger Überlebender einer jüdischen Familie. Er irrt als Siebenjähriger durch einen Sumpf in Polen, wird von einem griechischen Archäologen versteckt, mit dem er nach Kanada auswandert, wird Dichter und Übersetzer …) Doch ist der Roman nicht einfach nur die Geschichte eines Mannes, der versucht, mit seinen eigenen traumatischen Erinnerungen zu überleben, oder sogar zu leben.
Das Wort „Stücke“ im  Titel ist ein bestimmendes Merkmal des Buches. Es verweist auf etwas, das unser Leben zutiefst beeinflusst: Erinnerung ist immer fragmentarisch! Und weil sie in Stücken vererbt wird – nicht selten wie eine tödliche, das Leben verunmöglichende Erblast – überlebt Erinnerung, auch wenn die Menschen schon tot sind. In der nächsten Generation kommen die harten, scharfkantigen Fetzen wieder an die Oberfläche, zerreißen manches, schlagen anderes in die Flucht, bis – schmerzhaft und zutiefst ersehnt – endlich, irgendwann eine heilende Erkenntnis möglich wird. Bis Liebe möglich wird.
Denn dies ist nicht nur ein Buch darüber, wie unfassbar gewalttätig Menschen sind, sondern auch ein Buch über die Liebe.

Auch formal ist der Roman im besten Sinne „Stückwerk“ und wird damit auf sinnlicher, sprachlicher und gedanklicher Ebene seinem Thema gerecht.

Ein unfassbar schönes Buch, dem es gelingt, unfassbar schreckliche Dinge zu benennen, zu betrachten und, ich möchte fast sagen, zu „besiegen“.

„Fugitive Pieces“ von Anne Michaels wurde 1996 in Toronto veröffentlicht, erschien im selben Jahr auf deutsch im Berlin Verlag, 1999 als Taschenbuch bei Rowohlt. Auch in viele andere Sprachen wurde es übersetzt. Anne Michaels hat außerdem Gedichte und einen weiteren Roman veröffentlicht (Wintergewölbe) und lehrt Creative Writing.

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