aktueller Schreib-Workshop, Zwischenbericht

Es ist mal wieder  spannend! Die 6 Teilnehmerinnen im laufenden Kurs „Wie beschreibe ich einen Menschen“ sind sehr produktiv.

Hier ein Überblick über das, was uns zum Thema „Wie beschreibe ich einen Menschen?“ bisher beschäftigt hat:

17. Juni:

Anhand von aktuellen Projekten der Teilnehmerinnen (soweit vorhanden), die vorgelesen wurden, sprachen wir über die direkte Beschreibung (in Form einer ersten Begegnung), und über eine mögliche Form der indirekten Beschreibung über das, was eine Person tut.

Anschließend wurden in einer Schreib-Übung entweder die gewonnenen Erkenntnisse umgesetzt oder andere „Begegnungen“ geschildert. Dann sprachen wir wieder über die Ergebnisse.

Die direkte Beschreibung berichtet vom Aussehen einer Person sowie vom ersten Eindruck, den sie hinterlässt (Gestik, Mimik, Ausdruck, Stimme etc.). Die einfachste direkte Beschreibung ist ein Steckbrief.

Eine indirekte Beschreibung ist nicht nur eleganter als z.B. ein Steckbrief, sie erfasst auch andere Ebenen: den ganze Kosmos des Inneren einer Person, ihre Wirkung auf andere, ihre Vergangenheit, manchmal sogar eine Ahnung ihrer Zukunft …

Jede indirekte Beschreibung einer Person zielt auf ihr Inneres (Charakter, Fähigkeiten) und/oder auf ihren momentanen Zustand (Gefühle).

Indirekte Beschreibungen verwenden Bilder und Metaphern, Vergleiche und Andeutungen und spielen mit unseren Assoziationen.

Direkte und indirekte Beschreibung gehen oft auch ineinander über.

23. Juni:

Thema: Die indirekte Beschreibung einer Person über den Ort, an dem sie sich befindet.

Einige hatten die freiwillige Hausaufgabe gemacht, eine Person über einen Ort zu beschreiben. Erste Runde: Besprechung der Ergebnisse.

Die Art, wie eine Person auf einen Ort reagiert, ist wie ein Spiegel, in dem sich die Person, ihre Persönlichkeit und ihr momentaner Zustand abbildet.

Es kann ein Ort sein, an dem die zu beschreibende Person (die auch ein Ich sein kann) …
> sich wohl, zu Hause, geborgen, angekommen fühlt
> oder im Gegenteil: sich fremd, ausgeschlossen oder bedroht fühlt.

Oder ein Ort, an dem die Person
> sich verwandt fühlt (mit bestimmten Dingen, einer Landschaft, einer Ordnung o.ä.)
> sich auskennt
> zutiefst vertraut ist mit Geräuschen, Gerüchen, Menschen etc.

Oder ein Ort,
> der die Person auf Erinnerungen oder Verdrängtes stößt
> an dem sie von Erkenntnissen bedrängt wird

Eine objektive Darstellung einer Person oder eines Ortes gibt es nicht!
Die Realitätswahrnehmung hängt immer vom eigenen Empfinden ab. Wer ein „wahres“ Bild einer Person verfassen will, darf sich auf seine Gefühle verlassen. Denn „wahr“ kann in diesem Zusammenhang nur heißen, jemandem möglichst gerecht zu werden. Aber nur mit Empathie kann man sich in andere hineinversetzen. Jemand, der keine Empathie, also kein Mitgefühl hat, fühlt nur sich selbst: Sentimentalität ersetzt das Gefühl.

Aber vielleicht: so objektiv wie möglich? Das geht natürlich. Indem man z.B. sehr bewusst einzig und allein das beschreibt, was jemand tut oder nicht tut. Das heißt, man versucht, jeglichen „Gefühlseindruck“ und jegliche persönliche Wertung oder Einschätzung zu vermeiden. Das geht trotzdem nicht ohne eine Haltung zum Sachverhalt (auch wenn man die nicht äußert). Das Gefühl, das dann dahinter steckt, kann z.B. Respekt vor der Komplexität der Zusammenhänge sein; aber auch Verachtung, Empörung, Sarkasmus o.a. sind möglich.
Es ist dies also eine Form der indirekten Beschreibung, die versucht, eine Person möglichst nicht zu beurteilen, weil man das Urteil dem Leser oder der Leserin resp. den Fakten überlässt. Man könnte sie als objektivere oder nicht rein subjektive Darstellung bezeichnen.

Die nächste Übung:  Einen Ort beschreiben, mit dem man persönlich etwas Besonderes verbindet. (Stellt Euch vor, Ihr geht dorthin. Dann beschreibt das, was der Ort mit Euch macht.)

Möglichkeit: Es gibt einen Fotowettbewerb der GYF, der „Identität stiftende“ Orte im Ruhrgebiet sucht. Wer mitmachen will, muss nicht nur ein Foto von dem Ort, sondern auch einen max. 2 Seiten langen Text schreiben. > Man könnte also das Ergebnis der Übung (sofern man über passenden Ort schreiben will) spaßeshalber einsenden. Die Beschreibung müsste so stark sein, d.h. so persönlich (persönlich und privat ist nicht dasselbe …), dass die Jury den Ort sofort in die engere Wahl nimmt.

Alle haben Lust mitzumachen. Da der Einsendeschluss für den Wettbewerb schon am 30.6. ist, können die Kursteilnehmer mir noch vor dem nächsten Treffen (am 29.) ihre Texte zuschicken. So können sie noch ein kurzes Feedback einarbeiten.

 

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