Ich und die Anderen. Ein Schreib-Workshop im Juni

Wer schreibt, schreibt über Menschen. Klar.
Tatsächlich? So klar, wie man denkt, ist das gar nicht!
Schreibt man nicht eher über die eigenen Bilder im Kopf?

ICH UND DIE ANDEREN ist ein Workshop

über Wahrheit und Erfindung in der Personenbeschreibung

Es geht dabei um Fragen wie:

  • Wie werde ich Menschen, über die ich schreibe, gerecht?
  • Wie komme ich der Realität möglichst nahe?
  • Wie kann ich meinen Figuren Leben einhauchen?
  • Was tun, wenn sie ein Eigenleben entwickeln?
  • Wie weit muss ich auf lebende Personen Rücksicht nehmen?
  • Welche Rolle spielen Zeit und Erinnerung?
  • Wer ist dieses Ich in einer Ich-Erzählung und wie viel kann es wissen?
  • Was hat die Erzählperspektive mit Wahrheit und Realität zu tun?
  • Lässt sich Wahrheit erfinden?
  • u.a.m.

Auch diesmal werden kleine Übungen und freundlich-kritische Gesprächsrunden dafür sorgen, dass die Teilnehmer_innen drei anregende Abende verbringen, also neue Erfahrungen sammeln und Zutrauen zum eigenen Schreiben gewinnen …

Termine:

3 mal montags am 8., 15. und 22 Juni von 19:00 – 22:00 Uhr

Der Workshop kostet 90,- €  und findet im Textbüro statt.
Maximal 5 Personen können teilnehmen.
Anmeldungen ab sofort per Mail oder telefonisch.

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Weiter geht’s! Schreib-Workshops im März

Liebe Schreibinteressierte, Erinnerungsforscher und GeschichtenerzählerInnen!
Liebe Freunde und Bekannte solcher Menschen!

Der Frühling wird spürbarer, die Schreib-Workshops im März rücken näher …
Wie bereits angekündigt, sind wieder zwei Kurse geplant, einer vormittags und einer abends:

> am 2., 9. und 16., von 19 bis 22 Uhr
> und am 3., 10. und 17., von 10 bis 13 Uhr.

Das Oberthema dieses Frühjahrs ist Kindheit. Im vorigen Kurs (Jan./Febr.) sind dazu schon sehr schöne Geschichten entstanden.
Was uns demnächst in Übungen und Gesprächen beschäftigt, richtet sich wie immer auch nach den TeilnehmerInnen.

Mögliche Punkte sind:

  • Wirklich wahr! Wie verlässlich sind Kindheitserinnerungen?
  • Wie fiktiv darf’s denn sein? Kindheitserlebnisse aufarbeiten <> literarisch verwerten?
  • Wer hat mir meine Erinnerung vorerzählt? Die Macht von Anekdoten und Fotografien.
  • Wie bin ich geworden, der/die ich bin? Vor- und Schreckensbilder in der Icherzählung
  • „Aus dem Buch heraus“ und „literarisch“ schreiben: ein Widerspruch?
  • Wer darf/soll den Text hinterher lesen? Zensiere ich mich selbst? Wenn ja, warum?
  • Schreiben ja, aber wie? (> sachlicher Bericht, innerner Monolog, klassische Kurzgeschichte, märchenhafte Erzählung, freie Form, Experiment …)

etc. p.p

Ein Kurs kostet 90 € , Ermäßigung möglich.
Ort der Veranstaltung: im Textbüro

Anmeldung (ggf. Anmeldebestätigung) per Mail oder Telefon, bitte bis 26. Februar!

Der Montagskurs wird wohl auf jeden Fall stattfinden – sofern nicht noch Teilnehmer wieder absagen. Ob der Dienstagskurs stattfindet, ist noch offen. Für beide Kurse schicke ich am 27.2. eine Bestätigung raus.

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Was hilft … ERINNERUNG

Schreibworkshops beginnen bald!

Liebe Schreib-Interessierte,

die Ereignisse der letzten Tage haben, im wahrsten Wortsinn, viele Menschen bewegt.

Und doch erfahren wir täglich von neuen dramatischen Ereignissen, nicht immer vor unserer Haustür, nicht immer so symbolträchtig, aber oft ebenso niederschmetternd, wenn auch bald verdrängt von den nachfolgenden Schlagzeilen. Oft nachdem ich die Zeitung gelesen habe (noch schlimmer nach Fernsehnachrichten) fühle ich mich ohnmächtig. Eine einzige Aneinanderreihung von Skandalen, Ärgernissen und Katastrophen. Schlag auf Schlag. Die Lektüre von Hintergrund-Artikeln hilft zwar auf lange Sicht. Aber ich weiß dann auch nur besser (aber immerhin), wie kompliziert eine Sache in Wirklichkeit ist.

Also was hilft? Wie verhalte ich mich dazu? Oder was (zumindest) bewahrt mich davor – angesichts so vieler Ereignisse, die ich eigentlich besser verstehen müsste und die mir zurufen: engagiere dich! – was bewahrt mich also in diesem medial vernetzten globalen Irrenhaus davor, verrückt zu werden?

Mir hilft: Konzentration. Irgendeine Sache, meine Sache, ganz genau zu betrachten. Ihr mich auszusetzen. Ihr meine Zeit zu widmen, meine Leidenschaft, mein Bemühen. Nicht locker zu lassen, wenn ich mal versage. Sie zu durchleuchten, zu befragen, auf den Kopf zu stellen, hin und her zu wenden und Schritt für Schritt zu verstehen. Am Ende vielleicht sogar zu wissen, was sie mit mir zu tun hat, und was nicht.

Das Beste daran ist: Diese Konzentration macht auch noch Freude. Wie jede Hingabe führt sie zu Befriedigung und Erfüllung. Nicht immer sofort, nicht immer gleich groß, aber immer wieder.
Und in dieser Verfassung lässt sich dann auch das „große“ Geschehen gelassener betrachten. Mit weniger Zorn also und weniger Angst. Das ist gut. Auch für’s Engagement.

Nicht die einzige, aber eine sehr gute Möglichkeit, sich seiner Sache zu widmen, ist darüber zu SCHREIBEN.
Sogar das Schreiben selbst kann diese Sache sein, der man sich ver-schreibt.
Wem das so geht oder wer das mal ausprobieren möchte:

Die nächsten Schreib-Workshops BEGINNEN BALD.
Ich freue mich schon.

Hier noch mal die Termine:

26. Jan., 2. und 9. Febr. (19 – 22 Uhr)
und/oder 27. Jan., 3. und 10. Febr. (10 – 13 Uhr).

In eine nächste Runde geht’s dann am
2., 9. und 16. März (abends),
und/oder am 3., 10. und 17. März (vormittags).

Unser Ober-Thema im Frühjahr ist „Kindheit“.
Solche und ähnliche Fragen werden uns beschäftigen:

Wie lässt sich eine Kindheitserinnerung so erzählen, dass sie das rüberbringt, was ich ausdrücken will?
Inwieweit kann das erzählende „Ich“ ich als Kind sein?
Was gibt es noch für mögliche Perspektiven auf die Kindheit?
Wie lässt sich Kindheit sprachlich darstellen?
Wann ist es befreiend, wann engt es ein, eine kindliche Perspektive einzunehmen?
Welche Funktion kann eine alte Erinnerung in einer Geschichte von heute haben?
Wie kann ich es darstellen, wenn Kindheitserlebnisse bis heute nachwirken?
etc.

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Im neuen Jahr geht’s weiter!

Ihr könnt kaum erwarten, dass es weiter geht?
Ihr habt im Winter mehr Zeit als sonst?
Ihr wollt es im neuen Jahr mal probieren?

HIER kommen die aktuellen Termine für die nächsten WORKSHOPS !!

26. / 27. Januar (neu!)
2. / 3. Februar
9. / 10. Februar
(der Termin an Karneval fällt weg)

2. / 3. März
9. / 10. März
16. / 17. März

Das heißt also:
Die Workshops laufen jeweils
MONTAGS ABENDS (19-22 Uhr)
und/oder
DIENSTAGS VORMITTAGS (10-13 Uhr) und sind angelegt auf jeweils 3 Treffen.

Termine können bei Bedarf aber noch abgestimmt werden: Verschieben? Nicht 3 Mal direkt hintereinander? Mehr als 3 Mal? Wenn es sich machen lässt – kein Problem!

Unser nächstes Thema heißt Kindheit:

Kindheit als Sehnsucht, als Schatz, als Belastung.
Kindheit als Erinnerungslücke oder -krücke, als Geruch, als  Traum.
Kindheit als Projektion, Rekonstruktion, Schreibspaß und Stilmittel …

 

 

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Was ist das überhaupt: Zeit?

Wenn Vergangenes einem wie heute vorkommt.
Wenn man Gegenwärtiges in die Zukunft projiziert.
Wenn alles vom Früher beherrscht wird.

Wenn man sich der Gegenwart ausliefert.
Wenn man die Zukunft vorwegnimmt.
Wenn Vergangenes immer besser wird.
Wenn Zeit sich dehnt oder zusammendrängt, wenn sie lügt oder verschwindet.
Wie beschreibt man das?

ZEIT.
Sie unterwirft alles.
Sie wird unterschiedlich empfunden.
Sie verändert jede Erinnerung.
Meist wollen wir sie überlisten, vergessen, besiegen, beschwören, beherrschen.
Manchmal scheint das auch zu klappen. Letztlich beherrscht sie uns.
Im Schreiben aber können wir uns ihr nähern, sie einfangen, mit ihr spielen, sie zum Sprechen bringen.
Nötig sind nur Papier und Bleistift.
Aber auch gelebte und erfundene Geschichten, Projekte, Ideen können mitgebracht werden.

Jede/r ist willkommen!
Die Gruppen sind klein. Die Atmosphäre ist gut. 3 x 3 Stunden kosten 90 € .

TERMINE:
3., 10. und 17. November, 19 – 22 Uhr
4., 11. und 18. November, 10 – 13 Uhr

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Gegen Laubpuster-Terror hilft vielleicht …

… ein Brief an die Nachbarn?

> Folgendes Schreiben ging an ein Dutzend Besitzer von Eigentumswohnungen, die ihrem alten Hof- und Straßenfeger gekündigt hatten. (Der Mann, unverschämt, wollte einmal im Jahr Urlaub haben und verlangte dann auch noch mehr als die Firma mit den Dumpinglöhnen.)

> Wer den Text verwenden möchte: Bitte!!!!!

Liebe Nachbarn und Nachbarinnen!

Nun ist kein Halten mehr: Kaum wehen die Blätter von den Bäumen, scheint eine Panik die Menschen zu erfassen. Sie lassen die Laubpuster dröhnen, als ob die Kinder, wenn sie mit den Füßen im Laub rascheln, davon Ebola kriegen würden!

Vielleicht gehören Sie ja zu den Glücklichen, deren Ohren kaum noch was hören. Aber die andern, die Armen, sind täglich dem Lärmterror ausgesetzt. Wenn Ihr Hilfsarbeiter nicht dröhnt, dröhnt der von gegenüber. Doch Vorsicht, das andauernde Getöse macht aggressiv. Vermutlich wird man demnächst in der Zeitung wieder vermehrt von Taten lesen, die im Affekt begangen wurden: Ehefrau erschlagen, Haustier misshandelt, Kind aus dem Fenster geworfen!

Liebe Nachbarn, ich flehe Sie deshalb an: Kündigen Sie Ihrem Laubpuster! Lassen Sie den Hausmeisterdienstleister wieder fegen! Und wenn es Ihnen zu teuer ist, soll er eben nicht jede Woche, sondern jede zweite tätig werden. Die Kinder werden es Ihnen danken, und die Kleinlebewesen in Ihrem Vorgarten auch. Aber auch Sie haben was davon: lächelnde Nachbarn, himmlische Ruhe, Frieden!

Und noch was. Es ist Ihnen vielleicht noch nicht zu Ohren gekommen, aber Laubpuster pusten nicht nur Laub, sondern auch Hundekacke. Und zwar in die Luft. Den leckeren Feinstaub atmet dann der süße Kleine im Kinderwagen ein, die nette, eh schon kranke Frau von gegenüber – und Sie.

Mit hoffnungsvollen Grüßen,

 

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Zeit für Zeit im November?

Die nächsten beiden Workshops sollen am 3., 10. und 17. November, von 19 – 22 Uhr,
und am 4., 11. und 18 November, von 10 – 13 Uhr stattfinden.

Sie werden um das Thema Zeit kreisen. Doch wie immer wird dabei viel Raum sein, die aktuellen Fragen, Projekte oder Problemstellungen der Teilnehmenden aufzugreifen und mit einzubeziehen.

Kosten pro Workshop: 90,- €

 

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Marlene Strenger gewinnt GYF-Wettbewerb

Eine Teilnehmerin des letzten Workshops hat es mit ihrer Geschichte unter die 10 Gewinner des GYF-Wettbewerbs „Ruhrgebiet: Identität und Wandel“ geschafft:
Herzlichen Glückwunsch!!!
Beim Foto-Termin für das geplante Buch war das Tor zum Stadion abgeschlossen, weder der Journalist noch der Fotograf hatten daran gedacht, den Schlüssel zu besorgen. Marlene sah sich die Sache an und meinte, man könne doch rüber klettern! Was sie dann auch tat. Die beiden jungen Herren, die sich behilflich zeigten, staunten nicht schlecht.
Mit 76 über’n Zaun? Na sowas!

Und hier kommt ihre Geschichte:

Der Schauplatz meines Lebens

Der Ort, der mein Leben geprägt und mir unvergessliche Erinnerungen beschert
hat, ist ein Sportplatz: das Mathias-Stinnes–Stadion in Essen Karnap.
Im Schuljahr 1949/50, ich war ungefähr 12 Jahre alt, bekamen wir den Sportlehrer
Jenneckens. Er wusste, wie man Kinder für die Leichtathletik begeisterte. Mit viel
Geduld und Können zeigte er uns, wie wir schneller laufen, beim Schlagball weiter
werfen und die Technik beim Weitsprung verbessern konnten. Ich machte alles
gerne. Hier konnte ich so viel Neues lernen! Das war wichtig für mich. Damals hätte
ich eine weiterführende Schule besuchen können, aber daran war nicht zu denken.
Das Schulgeld, die Fahrtkosten und die Schulbücher, das musste ja alles bezahlt
werden. So viel Geld konnten meine Eltern mit drei Kindern nicht aufbringen. Mein
Vater war bei der Werksfeuerwehr auf der Zeche Mathias-Stinnes.
Aber im Turnverein Karnap 04 durfte ich mich anmelden. Sonntags, wenn es das
Wetter zuließ, fassten alle Turner- und Turnerinnen mit an und holten das Rhönrad
und den Barren vom Geräteraum auf den Sportplatz. Auch ich durfte mithelfen.
Dann wurden unter Aufsicht die Geräteübungen probiert. Zu Anfang war alles neu
und ungewohnt für mich, doch es ging von Mal zu Mal besser. Es war herrlich, unter
freiem Himmel an den Geräten zu turnen.
An zwei Nachmittagen in der Woche hatten wir für die Vereinsmeisterschaften und
für das Schulsportfest zu trainieren. Es war spannend, weil ich mich von Woche zu
Woche in meinen Leistungen steigerte. Die Meisterschaften rückten näher. Meine
Mutter sagte zu mir: ,,Ich glaub, eine neue Turnhose wäre auch nicht schlecht,
Marlene. Ich hab noch ein Stück schwarzen Stoff. Den hat mir Tante Grete mal
gegeben.“ So kam ich zu einer Turnhose aus schwarzem Satin. Ein glänzendes
Modell! Der einzige Nachteil war, es knitterte.
Lehrer Bussmann, der von allen Mädels sehr verehrt wurde, auch von mir, kam
eines Tages an und sagte: „Marlene, ich hab da was für dich.“ Er hielt ein Paar
Spikes in der Hand, die er mir leihen wollte. Das waren Schuhe mit Nägeln, in
denen man beim Laufen einen besseren Bodenkontakt hatte. Ich konnte es kaum
glauben! Nur waren sie mindestens vier Nummern zu groß. Ich habe sie aber gerne
genommen und einfach mit Papier ausgestopft.
Meine Eltern hatten nichts dagegen, dass ich mich so für den Sport begeisterte,
auch wenn ich unseren Garten als Laufstrecke benutzte. Den kurzen Weg zwischen
den Gemüsebeeten rannte ich vor und zurück, vor und zurück. Ein halbhoher
Sauerkirschbaum stand dort auch, und am Ende ein Stall voll Hühner mit einem
Hahn und einem Schwein. Das wurde im Winter geschlachtet.
Endlich kam das Schulsportfest. Der Sportlehrer, der uns mit seinem Ehrgeiz und
seiner Begeisterung angesteckt hatte, stellte die Staffel auf. 8 x 50 Meter. Wir
waren acht nette, freundliche, durchtrainierte Mädels, und weil wir uns schon
immer kannten, kannten wir auch unsere Macken. Doch Herr Jenneckens wusste
unsere Schwächen in Stärke umzusetzen. Das war sein und unser Glück! Wir
machten den 1. Platz und holten für unsere Schule eine Ehrenurkunde und ein
Ölgemälde mit einer Naturlandschaft. Das Bild habe ich immer noch vor Augen.
Heute bin ich 76 Jahre alt und zeige seit 24 Jahren jüngeren und älteren Menschen
im Altenheim, in Kirchengemeinden und im Turnverein, mit welchen Bewegungen
sie sich ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden erhalten können. Eine schöne
Aufgabe! Ich habe eine Ausbildung beim Deutschen Turnerbund dafür gemacht und
später noch das Qualitätssiegel „Sport pro Gesundheit“ (nach den Kriterien des
Deutschen Olympischen Sportbundes), damit die Kurse von den Krankenkassen
unterstützt werden können.
Im Turnverein bin ich selbst noch aktiv und trainiere regelmäßig für das
Sportabzeichen. Wie früher, nur der Sportplatz ist ein anderer. Denn seit meiner
Hochzeit, vor fast 53 Jahren, wohne ich in Mülheim an der Ruhr. Nur manchmal
frage ich mich im Stillen: Wie sieht mein altes Stadion in Karnap wohl heute aus?

 

 

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Auch Maria Könn-Schmidt hat einen Text eingereicht …

… beim GYF-Wettbewerb. Ihr schönster Ort im Ruhrgebiet ist das Schauspielhaus Bochum.

Dieser Ort hat mein Leben verändert

Ein großer, roter Backsteinbau, hohe Fenster, die von außen den Blick auf blinkende Lüster freigeben. Ehrfürchtig stehe ich davor und lege meinen Kopf in den Nacken, um bis zum Dach zu sehen.

Es ist Donnerstag, 4. November 1966, 19.45 Uhr. Der große Traum meines 12-jährigen Lebens wird wahr: Karten für ein Geigenkonzert! Felix Mendelssohn-Batholdy, Violinkonzert e-moll op.64 steht auf dem Programm. Immer wieder hatte ich zu Hause die Platte angehört, hatte auf meiner Geige versucht, die Töne nach zu spielen. Aber das Konzert mit einem richtigen Orchester und einer Geigerin zu hören: Ich bin so aufgeregt.

Ich betrete in Begleitung meiner Eltern das Foyer des Schauspielhauses. Weißer Steinboden geht in hellen Teppichboden über. Er dämpft den Schritt. An den Seiten ist der Garderobenbereich,wo Frauen den Mantel gegen ein Metallplättchen mit einer Nummer austauschen. Leise Sprechgeräusche, ab und an ein verhaltenes Lachen. Ich sauge die Atmosphäre auf: Ein Konzert findet statt.

Geöffnete Doppeltüren bieten den Menschen Einlass in den Zuschauerraum. Auf der schwarz ausgehängten Bühne stehen Stühle und Notenpulte bereit. Alle Stühle sind im Halbrund um das Pult des Dirigenten gruppiert. Die samtbezogenen Stuhlreihen im Zuschauerraum sind zum Teil besetzt. Menschen stehen auf und setzen sich, je nach Bedarf. Große Lampen, die von der Decke hängen, schaffen ein mattes Licht.

Wir nehmen in der siebten Reihe Platz. Es ertönt ein Klingeln. Ich höre, wie sich die Menschen durch die Eingangstüren zu ihren Plätzen bewegen. Eine unsichtbare Hand dimmt das Licht im Zuschauerraum, das Raunen wird leiser. Musiker betreten mit ihren Instrumenten die Bühne.
Auch meinen Geigenlehrer kann ich erkennen. Ich winke ihm vorsichtig zu. Er hat mich gesehen und grüßt mit seinem Geigenbogen. Ich bin so stolz.
Alle Musiker wissen genau, wo sie hinmüssen. Sie nehmen in Instrumentengruppen auf ihren Stühlen Platz, prüfen den Klang ihres Instrumentes. Dann herrscht erwartungsvolle Stille. Auch ich wage kaum zu atmen. Was wird jetzt passieren?
Der Dirigent betritt die Bühne, strebt seinem Pult zu. Applaus! Er verbeugt sich. Nach einigen Momenten wieder eine Bewegung an der seitlichen Bühne: Die Geigerin, die das Konzert spielen wird, betritt die Bühne. Sie trägt ein silberfarbenes Kleid, das sie mit einer Hand vorsichtig anhebt, sicher um nicht zu stolpern. Ihre kostbare Geige und den Bogen trägt sie in der anderen Hand. Sie bleibt neben dem Dirigenten stehen. Stille tritt ein. Nur ein vereinzeltes Hüsteln unterbricht die Spannung.
Der Dirigent hebt seinen Taktstock , umfasst mit einem Blick das Orchester und gibt ein Zeichen! Die Musik beginnt. Es tönt und klingt, trällert und zirpt. Das Orchester und die Geigerin schicken ihre ganze Klangvielfalt zu den Zuhörern hin, sie wechseln sich ab und begleiten einander. Mal höre ich den Streichern zu, dann faszinieren mich wieder die Bläser. Ich tauche immer weiter in diese Wunderwelt ein, die sich vor meinen Ohren auftut. Muss das schön sein, in diesem Klangwunder selber mitzuspielen.
Heute stehe ich wieder vor diesem Bau. Seitdem habe ich viele Konzerte, aber auch Theaterstücke dort gehört und gesehen. Ich habe mich gefreut, geärgert, war begeistert und habe gelacht, fühlte mich angerührt. Die Faszination, die mich damals gefangen hielt , kann ich bis heute nachfühlen.

***

Maria Könn-Schmidt hat außerdem ein Kinderbuch veröffentlicht:
„Anne Zwiebelzahns Abenteuer. Der Ausflug nach Sensibar“
Mit Illustrationen von Nicole Sporrer.

Verlag BoD, Norderstedt 2012 (ISBN 9783848212187)

Mehr darüber in Kürze!

***

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Ein Gesicht zu betrachten ist einfach. Oder?

Im Workshop „Wie beschreibe ich einen Menschen“ lautete eine Aufgabe: Beschreibe möglichst genau das Gesicht eines Menschen, den du kennst.

Zum Fortsetzungstreffen am 18.8.14 waren noch vier Teilnehmerinnen gekommen. Nachdem sie eine knappe Viertelstunde geschrieben und wir die Texte besprochen hatten, ergab sich ein erstaunliches Bild: In ALLEN hatte sich etwas gesträubt, ein Gesicht, so ganz für sich betrachtet, zu beschreiben. Eine hatte kein Ergebnis, das sie vorlesen wollte (was sehr selten vorkommt), die anderen hatten unterschiedliche Lösungen für die Aufgabe gefunden:
Eine hatte sich in eine freundliche Haltung und relativ „übliche“ Ausdrücke gerettet. Die andere hatte das Gesicht mit einem Körper und einer Geschichte ausgestattet. Die dritte hatte kein existierendes Gesicht beschrieben, sondern sich eins ausgedacht.

Eine sehr spannende Sache also! Was steckt dahinter? Was macht es so schwierig, ein Gesicht, und nur das Gesicht, ganz aus der Nähe zu betrachten?

Man könnte sagen: Weil das (nackte) Gesicht die wichtigste kommunikative Schnittstelle zu anderen Menschen ist. Nicht umsonst sind wir irritiert, wenn eine Sonnenbrille oder Maske ein Gesicht verdeckt, nicht umsonst werden Diskussionen um Vermummung oder Verschleierung schnell irrational.

Warum das so ist:

Erstens müssen wir anhand des Gesichts in Sekundenbruchteilen unser Gegenüber einschätzen (z.B., ob jemand uns gefährlich wird oder nicht). Dafür müssen wir ein Gesicht aber nicht ganz genau betrachten, wir müssen es nur emotional scannen. Im Gegenteil: Eine intensive Betrachtung aller, die uns begegnen, würde uns schnell überfordern.

Zweitens ist ein gewisser Grad an Maskierung sozial notwendig: „Sein Gesicht wahren“ bedeutet, nicht alles von sich preisgeben zu müssen. Es kann also problematisch sein, jemanden mit Blicken auszuforschen! Jemanden direkt und ausdauernd anzusehen, womöglich noch sein Gesicht, kann eine massive Grenzüberschreitung bedeuten. Also lernen wir früh, die Augen abzuwenden resp. in der Kommunikation mit kurzen Blicken auszukommen …

Heutzutage gibt es Gesichts-Scanner, die zunehmend zur Überwachung eingesetzt werden und „biometrische Merkmale“ erfassen, also alles, was sich messen lässt: Abstände, Wangenknochen, Nasenwinkel etc. Die Daten werden miteinander abgeglichen, damit absichtliche Veränderungen (Bart, Operationen etc.) in der Erkennung keine Rolle mehr spielen. Alle anderen Merkmale eines Gesichts, wie Ausdruck, Lebendigkeit, Spuren des Lebens, werden von den Maschinen (noch) als Datenmüll aussortiert. Im Zwischenmenschlichen jedoch spielen gerade sie eine große Rolle: Wir erfassen sie mit einem „emotionalen Scanner“, könnte man sagen. Was nicht unbedingt heißt, dass wir sie bewusst wahrnehmen.

Wenn wir also ein Gesicht sehen (und sozial gut funktionieren), halten wir die Balance zwischen Erkennen (emotional scannen) und Nichtausforschen (nicht genau hinsehen). Das alles läuft mehr oder weniger intuitiv ab. Sich bewusst zu machen, was man da vor Augen hat, ist erst der nächste Schritt.

Was bedeutet das nun für die oben genannte Aufgabe?
Anders gefragt: Was muss passieren, damit wir ein Gesicht so genau betrachten, damit wir es beschreiben können? (Biometrie, das merkt man schnell, bringt uns hier nicht weiter.)

Wir müssen uns „herausnehmen“, jemanden heimlich oder in einem gesicherten sozialen Rahmen regelrecht „auszuforschen“. Nur so können wir die Spuren des Inneren, des Gemütszustands und der Lebensgeschichte auf einem Gesicht lesen und uns bewusst machen. Dann können wir sie auch genau beschreiben. Die Situation erfordert also ein Höchstmaß an Sicherheit oder Vertrauen!

Das Wahrnehmen ist hier allerdings selbst ein „kommunikativen Akt”, weil auch Assoziationen und Vorabinformationen des Beobachters mit einfließen.

Wenn man das weiß, kann man in der anschließenden Beschreibung zwei Wege gehen:
– Man entscheidet sich für eine „objektiveRE“ resp. „möglichst“ objektive Darstellung.
– Man macht den subjektiven Faktor als (zusätzliche) Informationsquelle sichtbar.

+++++

Zwei weitere Übungen stehen noch aus:

– die Beschreibung des eigenen Gesichts
– die Beschreibung eines Gesichts in einem heftigen Gemütszustand

Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt auf den nächsten Montag …

 

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