Wer in einer Zeit schlimmer historischer Verwerfungen groß wird, dem wird es später oft passieren, dass Bilder der öffentlichen Erinnerung die persönlichen Bilder überlagern oder deren Bedeutung überprägen. Oder werden eigene Erinnerungen sowieso mit der Zeit blasser?
Ähnlich der Wirkung von Fotos auf die visuelle Erinnerung gibt es auch öffentlich gefestigte, fertige SÄTZE, die sich an die Stelle von eigenen Wahrnehmungen drängen. Wahrnehmungen, die es vielleicht erst zu formulieren gälte, wenn man sich ihnen, Verständnis suchend, in der Erinnerung ein zweites Mal näherte.
Wenn ein Mensch bestimmte Ereignisse intensiver zu begreifen sucht, als es die allgemeine Erinnerungskultur anbietet, dann sind es gerade die (vielleicht erst wiederentdeckten) persönlichen Bilder, die in ihrem manchmal lästigen „Anderssein“ dabei helfen, die komplexe Wirklichkeit zu erfassen. Das Ziel ist, dass sich persönliche Erfahrung und zusätzliche Informationen nicht gegenseitig blockieren , sondern ein Wissen herstellen, das „der Wahrheit“ zumindest näher kommt.
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